Hallo Herr Schiedt, da bin ich wieder – mit einer Fülle von Antworten. Los geht’s.
Die Beschaffung der Ladesäulen wurde über das Projekt „SaxMobility“ subventioniert. Da haben Sie Recht. Unsere Preiskalkulation berücksichtigt das auch. Das heißt: Der Anteil der Fördermittel ist aus den Kosten, die wir als Grundlage für die Preisfestsetzung betrachtet haben, herausgerechnet. Bleiben immer noch rund 4.000 Euro Fixkosten pro Ladesäule, die die ENSO NETZ GmbH mit Blick in die Zukunft wirtschaftlich betreiben möchte.
Unser Ziel bis 2020 ist es, die Infrastruktur für das Betanken von Elektroautos in der Fläche so abzusichern, dass Elektromobilität überhaupt stattfinden kann. In unserer schönen Heimat Ostsachsen – einem eher ländlichen geprägten Gebiet – geht der Zuwachs von Elektroautos nur „schleppend“ voran. Das sieht in Großstädten wie München oder Berlin schon anders aus. Laut Zulassungsstelle Sachsen waren zum 01.01.2013 genau 87 Elektrofahrzeuge in den Landkreisen Bautzen, Dresden, Görlitz, Meißen und Pirna gemeldet. Auf diese Anzahl kommen derzeit 13 Ladesäulen.
Von unseren Aktionen aus den letzten beiden Jahren wissen wir, dass 90 % aller Testfahrer die Möglichkeit haben, ihr Elektroauto an der heimischen Steckdose zu tanken. Das deckt sich mit deutschlandweiten Studien, die zu dem Ergebnis kommen, dass künftig maximal 10 % aller Tankvorgänge im öffentlichen Raum stattfinden – und durch den Kauf eines StromTickets zur Refinanzierung der Ladeinfrastruktur beitragen.
Wir verfolgen tatsächlich nicht die Absicht, das Stromtanken von zu Hause in den öffentlichen Raum zu verlagern. Vielmehr geht es uns darum, Besitzern von Elektrofahrzeugen – wie Ihnen – so viel Flexibilität zu gewährleisten, dass die „Stromer“ bei längeren Fahrstrecken unterwegs aufgeladen werden können.
Was wir ermöglichen und unterstützen wollen, ist das spontane Tanken – ohne Grundpreis. Das neue Zugangs- und Abrechnungssystem ist dasjenige Bezahlsystem mit den geringsten Fixkosten. Es wirkt sich also begünstigend auf den Ticketpreis aus.
Ein weiterer Aspekt, den Sie ansprechen, ist der Preisvorteil gegenüber konventionellen Kraftstoffen. Hier verfolgen wir den Ansatz, dass das Betanken eines Elektroautos an einer öffentlichen Ladesäule preislich in die Nähe eines effizienten Dieselfahrzeuges kommt. Deutlich günstiger ist das Aufladen zu Hause. Keine Frage.
Zum Thema Steckertyp: In Deutschland hat sich als Standard der Typ-2-Stecker durchgesetzt. Unsere Ladesäulen sind – auch unter Kostengesichtspunkten – mit diesem Ladesystem ausgerüstet. Jede Sonderlösung verteuert die Infrastruktur. Das ist nicht in unserem und vermutlich auch nicht in Ihrem Sinne.
Sie haben auch den Punkt angesprochen, dass mit dem neuen System Ladepunkte blockiert werden, beispielsweise wenn jemand sein Auto am Bahnhof 8 Stunden stehen lässt, aber nur eine Stunde Ladezeit bucht. Technisch ist das Problem bereits gelöst: Sobald der Tankvorgang beendet ist, kann der Stecker an der Ladesäule gezogen werden und der Ladepunkt ist wieder freigegeben. Praktisch sehen wir hier aber ohnehin kein Problem: Aufgrund der (noch) geringen Verbreitung von Elektrofahrzeugen dürfte es bei vier Ladepunkten pro Ladesäule keinen „Stau“ beim Betanken geben.
Soweit für heute, Herr Schiedt. Meine Kollegen und ich hoffen, dass Sie trotz aller Stolpersteine wie wir ein Fan der Elektromobilität bleiben. Berichten Sie uns weiter über Ihre Erfahrungen und Gedanken. Und ja: Es gibt noch Verbesserungspotenzial. Darüber sind wir uns im Klaren. Wir sehen uns hier mit Ihnen gemeinsam als Testpiloten.
@Herr Lutzmann: Ihre Anmerkungen zielen in eine ganz ähnliche Richtung wie die von Herrn Schiedt. Zu den Fragen, die im Moment unbeantwortet geblieben sind, werde ich mich morgen wieder melden.
Beste Grüße
Claudia Weinhold